Mit Tieren

Wenn ich mit Mistschaufel und Besen die Stalltür öffne, blicken mich Augenpaare einer gemischten Herde an, Lamas, Eseln, Ziege. Sie staunen ein wenig, denn normalerweise stricken ihre Betreuerinnen nicht so mit dem Gatter. Aber was soll ich sagen, das Gatter klemmt etwas und ich hab nun mal nur zwei Hände und es muss ja sogleich nach Eintritt wieder gut verschlossen werden, sonst freuen sich die Esel über einen Ausflug in die weite Welt.
Alle Tiere wissen, nach dem Ausmisten gibt es Futter. Und da Futter nun mal das Allerwichtigste am Tag ist, sind sie der Meinung, es sollte auch zügig bereitgestellt werden. Die Wartezeit verbringen die Tiere mehr oder weniger geduldig. Die Einen stellen sich raus in den Außenbereich, mit gespitzten Ohren lauschen sie dem Geschehen, bleiben in der Nähe. Andere drehen im offenen Laufstall ihre Runden, beobachten mich und wundern sich warum ich eigentlich so lange brauche. Andere bummeln lässig rein und raus, andere stehen mitten im Weg und verdrehen lieber den Hals zu einem „U“ um mich vorbeizulassen, als dass sie einen Schritt zur Seite machen, andere jagen die Ziege, andere sitzen und kauen gelassen. Andere beschnuppern mich und knabbern an der Jacke. Wenn ich dann den Namen forsch sage, wird so getan, wie wenn sie das Ganze nichts anginge.

Irgendwann beschließe ich es reicht, denn dass auf den gesäuberten Boden gleich wieder was abgelegt wird, ist wohl ähnlich dem frische-Windel-Effekt bei Babys und darf nicht stören. Also, flutsch raus, Gatter zu und schon am Weg zum Heukobel fangen die Esel an zu rufen. Es klingt als hätten sie tagelang Hunger gelitten. Ich öffne das Futterfenster und stopfe den wartenden Köpfen eine große Ladung Heu entgegen. Mit einem dicken Ballen unterm Arm wurschtel ich mich wieder in den Stall hinein um auch die anderen Futterstellen zu füllen. Dabei werde ich von Lama und Ziege hautnah begleitet. Dann gilt es noch das durch die Luke geschobene Heu gut zu verteilen, damit auch wirklich alle sieben Tiere Zugang finden. Das Kauen und Rupfen das nun den Stall durchzieht, schafft eine entspannte Atmosphäre. Ich hole den Eimer mit Streu und verteile dieses mit schwungvollen Armbewegungen auf den Boden, durch die Beine der mampfenden Tiere. Manchmal kann ich das in Ruhe tun, außer die Ziege erinnert sich, dass ICH Stalldienst mache, dann nämlich weiß sie um ihre Chance. Sie verfolgt mich und versucht ihren Kopf in den Kübel zu stecken. Das Streu im Kübel ist bekanntlich besonders schmackhaft. Ich werde immer besser, meinen Körper abschirmend zwischen Kübel und Ziege zu positionieren. Sie ist schon ein betagtes Tier, aber in diesem Spiel nach wie vor sehr wendig. Unser Tanz bringt mich immer zum Lachen. Meist gewinne ich, doch ein paar Teilerfolge kann sie durchaus verbuchen. Ist der Kübel leer, entweder auf meine Art oder auf ihre, wendet sie sich wieder dem Heu zu.

Der Hofkatze habe ich eine Prinzessinnen-Nacht geschenkt, da ich nicht wusste, dass sie die Haustür des Kellerstöckls, wenn diese nicht fest zugedrückt wurde, mit einen Stups ihrer sanften Schnauze öffnen kann. So machte sie es sich in einem der Gästezimmer gemütlich. Ich erzähle ihr jedes Mal, dass sie diese kuschelige Nacht mir zu verdanken hat. Sie zeigt mir ihre Dankbarkeit indem sie sich von mir – wie von jeder/jedem – lange streicheln lässt.

Dann kann ich noch von den freilaufenden Perlhühnern berichten. Sie ziehen laut (!) schreiend durch den Hof und picken gerne an die Scheibe der Terrassentür. Wie eine offizielle Besucher:innen-Delegation warten sie auf Einlass. Diesen gewähre ich ihnen nie, manchmal mach ich ein Foto. Das finden sie jedoch unverschämt und ziehen beleidigt weiter, nicht ohne ein paar Gackpatzer zu hinterlegen – mit freundlichen Grüßen.

Die Hunde sind im Training und ihre Lernerfolge sind durchwachsen. Der ältere, sanfte Rüde lässt ich von der ungestümen, jungen Hündin zur Hühnerjagd verleiten. Dabei war auf einen Lernimpuls in die andere Richtung – von alt zu jung, also KEINE Tiere jagen – gehofft worden.

Ja so ein Leben mit Tieren ist lebendig und voller Überraschungen, auch weil man mitunter über den Maulwurf-Hügel stolpert und verdattert auf der Wiese sitzt. Erdverbunden nennt man das glaub ich, ich stehe grinsend auf und klopfe mir den Staub ab.

Ein Gedanke zu „Mit Tieren

  1. Irene Antworten

    Wieder eine schöne nette Geschichte, dass es dir Spaß macht mit Tieren zu „arbeiten“ und Ich kann schmunzeln beim lesen. DANKE !

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